Rumäniens Hunde

Wer nach Rumänien reist, wird unweigerlich mit dieser Thematik konfrontiert: Die Straßenhunde von Rumänien.

Mein persönlicher Eindruck

Ich bin sehr zwiegespalten, was dieses Thema betrifft. Der Großteil der Straßenhunde, die wir sehen, wirkt sehr entspannt. Sie sind freundlich, lassen sich oftmals auch streicheln oder halten höflich Abstand. Ihre ausgeprägte Hundesprache, sei es mit anderen Hunden, sei es mit Menschen, ist faszinierend zu beobachten. Sie wirken relativ gut ernährt. Manche kommen mir etwas zu entspannt vor, vor allem, wenn sie völlig gelassen über die Straße spazieren.

An einer Tankstelle legt sich ein Hund mitten vor unser Wohnmobil und steht, selbst als wir starten, nicht auf. Ich locke ihn zur Seite und schaue in ein so herzlich lachendes Hundegesicht wie ich es noch selten gesehen habe. Ich erhalte ein paar zarte Hundeküsschen auf mein Bein und freue mich über diese kurze Kontaktaufnahme.

Im Umgang mit Touristenhunden scheinen Streuner kein Problem zu haben. Ganz im Gegenteil. Sie wirken oft besser sozialisiert als der ein oder andere Vierbeiner, der bei uns in der Stadt lebt, und kaum Möglichkeit hat, genug Abstand zu bewahren.

Auf der anderen Seite sehe ich die Hundemama, die am Straßenrand nach Essensresten sucht, um ihre Welpen zu ernähren und lese die Informationen der Tierschutzorganistationen.

Der Umgang der Bevölkerung mit den Straßenhunden

Die rumänische Gesetzgebung sieht vor, dass Hundehalter ihre Tiere kastrieren lassen müssen. Leichter gesagt als getan, da ein großer Teil der Bevölkerung am Existenzminimum lebt und das Geld nicht erübrigen kann. Auch mangelndes Wissen und fehlende Aufklärung führt zu wenig Bewusstsein, was den Tierschutz betrifft. Daher kommt es immer wieder zu ungewolltem Nachwuchs, der ausgesetzt und sich selbst überlassen wird.

Die Regierung bekämpft das Problem der Straßenhunde, indem sie gefangen und in eine Tötungsstation gebracht werden. Dort verharren sie zwei Wochen. Werden sie innerhalb dieser Frist nicht abgeholt, werden sie entsorgt. Das Geschäft mit den Straßenhunden funktioniert laut PETA gut. Die Fänger kassieren, die Tötungsstationen erhalten Steuergeld, die Tierärzte, die einschläfern, verdienen mit und zuletzt bekommen diejenigen, die die Tierkadaver versorgen, Geld dafür.

Tierschutzorganisationen haben das Problem, dass die rumänische Bevölkerung kaum Hunde aus einem Tierheim adoptiert und Tiere, die für eine Kastration eingefangen wurden, nicht wieder entlassen werden können. Tierfänger würden sie ebenfalls in eine Tötungsstation stecken. Daher ist ein „Einfangen, Kastrieren, Freilassen“ nicht möglich. Es bleibt nur die Vermittlung ins Ausland.

Generell gibt es aber zumindest beim Bewusstsein der Bevölkerung eine Veränderung zum Besseren. Aufklärungsarbeit findet in den Schulen statt und die Bevölkerung wird sensibler für das Thema.

Straßenhunde in Zahlen

  • es gibt angeblich über eine halbe Million Straßenhunde in Rumänien
  • die Zahl hat sich durch das Tötungsprogramm der Regierung leider kaum verändert
  • zahlreiche Tierschutzorganisationen nehmen sich der Problematik an
  • bis jetzt scheint das Kastrieren von Straßenhunden, die einzig sinnvolle Methode zu sein, um das Leid zu beenden

Rumänische Straßenhunde füttern?

Die Vernunft sagt, dass wir durchs Füttern das Leid noch verstärken. Die Hunde gewöhnen sich an den Menschen und wenn der Urlaub vorbei ist, stehen sie alleine da. Außerdem zieht das Füttern weitere Tiere an und verschärft die Problematik, wenn sich viele auf eine Gegend konzentrieren.

Soweit die Vernunft. Das Herz sagt etwas anderes. Während ich diese Zeilen schreibe, gesellt sich ein kleiner Kerl zu mir auf unseren Vorzelt-Teppich. Ich füttere ihn nicht, er genießt einfach die menschliche Gesellschaft und wir freuen uns über den freundlichen Besuch. Wäre er aber abgemagert, bin ich mir nicht sicher, ob sich die Vernunft durchsetzen würde.

Ein braun weißer Hund liegt auf einer Unterlage

Straßenhunde aus Rumänien adoptieren?

Tierheime haben wenig Chance ihre Schützlinge im eigenen Land an eine Familie zu vermitteln. Für sie bleibt nur die Auslandsadoption. Das Argument „es gibt genügend Tierheimhunde in D, A oder der Schweiz“ zählt daher nur bedingt, denn wo sollen sie hin? Allerdings rate ich jedem so eine Adoption gut zu überlegen. Unser Grisu kam aus einer Tötungsstation in der Slowakei. Ich möchte keinen Tag mit dem kleinen Kerl an unserer Seite missen – er ist leider schon verstorben, durfte aber 16 1/2 Jahre alt werden -, sein Verhalten war aber eine enorme Herausforderung für uns. Das Leben mit ihm konnten wir nur meistern, weil die gesamte Familie mitgeholfen hat und großes Verständnis für seine Verhaltensweisen hatte.

Straßenhunde – ein schwieriges Thema

Das Thema Straßenhunde in Rumänien ist kein einfaches. Sehr komplex, sehr politisch. Eine große Rolle im rumänischen Tierschutz spielt das Tierheim Smeura. Es ist Europas größtes Tierheim und obwohl es über 6000 Hunde und um die 400 Katzen beherbergt, platzt es aus allen Nähten.

Was meinst du? Wie können wir Camper am besten einen Unterschied für die Tiere machen? Was wäre dein Ansatz?

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