Angeblich gilt Sibiu, auch Hermannstadt genannt, als schönste Stadt Rumäniens. Das können wir nicht beurteilen, denn dazu fehlt uns der Vergleich. Wir finden die Stadt aber toll und so wird schon etwas an ihrem guten Ruf dran sein.
Die Altstadt von Sibiu
Wir beginnen unsere Stadterkundung in der Altstadt. Am großen Platz (Piata Mare) befinden sich das Brukenthal-Palais mit dem Museum und das Rathaus. Außerdem reiht sich ein Lokal an das nächste. Die Touristeninformation ist hier ebenfalls untergebracht. Den Platz gibt es seit dem 14. Jahrhundert. Hier findet der bestimmt äußerst sehenswerte Weihnachtsmarkt statt und zahlreiche weitere Veranstaltungen. Früher wurden hier Versammlungen abgehalten und Hexen gerichtet.
Wir betrachten die sogenannten Augen-Häuser. Angeblich beschützen sie ihre Bewohnerinnen und Bewohner und passen auf, dass nichts Schlechtes passiert.
Das Wahrzeichen der Stadt ist der Ratturm. Wer möchte kann ihn besteigen und die Aussicht genießen. Der Durchgang beim Ratturm führt zum kleinen Ring. Wir schlendern durch die netten Gassen und genießen ein Eis. Optisch hübsch ist das Hermes-Haus. Hier befindet sich das Völkerkunde-Museum, wo sich unterschiedlichste Sammlungen exotischer Ausstellungsstücke befinden.
Ein weiteres Highlight der Stadt lassen wir aus, weil es zu schütten beginnt: Die Lügenbrücke von Sibiu. Sie ist die zweite gusseiserne Brücke Europas und die erste rumänische. Es ranken sich einige Legenden um den Namen der Brücke. So sollen junge Männer ihren Liebsten gar zu verheißungsvolle Sachen versprochen oder Kaufleute zu tolle Sachen über ihre Waren erzählten haben.
Die Kirchen müssen wir ebenfalls auslassen, da es sich so richtig stark einregnet. Stattdessen besuchen wir das Einkaufszentrum. Hier befinden sich zahlreiche bekannte Marken und wir warten ab bis der Regen nachlässt.
Das Freiluftmuseum Astra
Leise rascheln die Blätter im Wind während wir durch den schattigen Wald spazieren. Wir sind fast alleine unterwegs, da sich die BesucherInnen in dem großen Areal verlaufen. Eine Ruhe breitet sich aus. Wir fühlen uns zurückversetzt in ein Leben fernab von Hektik und „Höher-Schneller-Weiter“. Wir beobachten eine Katzenmama, wie sie ihre drei kleinen Jungen säugt, schauen einem Pferd beim Grasen zu und sehen einen Hund, den offenbar einige Flöhe plagen. Ein Schafshirte begleitet seine Tiere durch das Dorf.
Dieses Freiluftmuseum ist das größte in Europa. Über 400 Bauten wurden aus ganz Rumänien hier hergebracht. um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir klettern in Windmühlen, erfahren wie Öl gemahlen wurde, sehen wie Fischer gelebt und Leute Gemüse angebaut haben. Wir betrachten Wassermühlen und lernen wie die Dorfgemeinschaft funktioniert hat.
Irgendwann stellen wir uns die Fragen: Wie haben die Menschen ihr Leben damals empfunden? Waren sie glücklich auch trotz der vielen Entbehrungen? War der gemeinschaftliche Zusammenhalt größer als heute? Was würden sie sagen, wenn sie die heutige Zeit kennenlernen würden? Was würden wir sagen, wenn wir ein paar Tage an ihrem damaligen Leben teilnehmen würden?
Irgendwann sind unsere Füße müde und wir verlassen die Vergangenheit. Ein Bolt bringt uns ins heutige, lebhafte Sibiu zurück.
Die Salzseen von Ocna Sibiului
Kohlrabenschwarze Menschen stehen in kleinen Grüppchen oder vereinzelt in der Gegend herum und lassen sich sonnen. Das hier ist kein ungewöhnlicher Anblick, denn wir befinden uns in Salzburg. Ich weiß, dass sich das seltsam anhört, haben wir in Österreich doch auch eine sehr bekannte Stadt mit diesem Namen. Hier handelt es sich um das große Seenareal in der Nähe der Stadt Sibiu. Wir reisen mit dem Wohnmobil an und lassen es für umgerechnet 2€ auf einem der großen Parkplätze stehen. Es besteht aber auch die Möglichkeit vom Campingplatz in Sibiu mit einem Bolt/Uber anzureisen.
Ausgestattet mit unseren Badesachen beginnt der Wellness-Spaß. Mehrere Seen mit unterschiedlichem Salzgehalt laden zum Entspannen ein. Genussvoll treiben wir an der Wasseroberfläche. Angeblich ist der Salzgehalt zum Teil höher als im Toten Meer. Daher schwimmt hier auch kaum jemand, sondern liegt so wie wir an der Wasseroberfläche.
Lustig wird es, als wir uns ebenfalls in schwarze Männchen verwandeln. Einer der Seen ist relativ flach und ermöglicht das Abschöpfen des tiefschwarzen Schlammes. Ihm wird heilende Wirkung für die Haut und gegen Arthritis nachgesagt. Bald stehen auch wir in der Sonne und warten bis der Schlamm trocknet und abzublättern beginnt. Die Haut fühlt sich nach all dem Wellness-Prozedere angenehm weich an.
Bevor wir unseren Aufenthalt beenden und müde ins Wohnmobil fallen, duschen wir uns noch gründlich ab, damit unsere Haut nicht austrocknet. Außerdem lassen wir uns einen Imbiss von den zahlreichen Foodtrucks gut schmecken. Mit der Musik im Hintergrund bekommt die Einrichtung Freibad-Flair, was das Wellness-Erlebnis aber keinesfalls trübt.
Der Campingplatz in Sibiu
Der Campingplatz fällt eher in die Kategorie Stellplatz bzw. ist eine Mischung von beiden. Jeder Gast hat einen Schotterstreifen für das Campingfahrzeug und einen Grasstreifen für die Stühle und den Tisch zur Verfügung. Vor Ort gibt es Duschen, Toiletten, eine Möglichkeit das Geschirr abzuwaschen, eine Waschmaschine und Wäscheständer, Stromanschluss sowie eine Abwasserentsorgungsmöglichkeit. Bei Ankunft bekommen wir einen Code, um das automatische Tor zu passieren. Bezahlen können wir bar in Euro oder Lei. Der Platz liegt am Rande von Sibiu. Mit dem Bolt sind wir in acht Minuten in der Innenstadt. Wer möchte, kann auch den Bus nehmen. In der Nähe des Campingplatzes befindet sich der Flughafen. Ab und zu hören wir die startenden Flugzeuge, störend sind sie aber nicht.
Warst du schon einmal in Transsilvanien?