Wie geht nachhaltiges Campen? Ein Leitfaden für umweltfreundliche Abenteuer

Reisen und Umwelt? Passt das zusammen? Dieser Frage möchte ich in diesem Blogartikel nachgehen. Denn die Umwelt liegt mir sehr am Herzen, das Reisen auch. Ich möchte beides nicht missen, also schauen wir, wie sich diese Aspekte bestmöglich verbinden lassen.

Unterwegs im passenden Campingfahrzeug

Unglaublich viele Ressourcen werden bei der Herstellung der Campingfahrzeuge verbraucht. Um ein Gefühl für die Größe der Neuzulassungen zu bekommen, habe ich mir die Zahlen von Statista angeschaut. Im Mai 2021 wurden in Deutschland beispielsweise 11.552 Reisemobile und 2.922 Caravans neu zugelassen. Im September 2023 waren es „nur“ 4.413 Reisemobile und 1.748 Caravans. Alle Monate zusammengezählt, kommt da schon eine ordentliche Anzahl zusammen. Außerdem werden ja nicht nur in Deutschland Reisefahrzeuge zugelassen. Was also tun?

Man könnte natürlich die Wahl des Reisemittels nach der Höhe des CO2 Austausches treffen. Das ist allerdings bei den wenigsten wohl das ausschlaggebende Kriterium. Interessant finde ich es trotzdem und habe mir die Klimabilanz-Studie von 2020 angeschaut:

Bei der Herstellung und Entsorgung eines Kastenwagens werden ungefähr 15,2 Tonnen CO2 ausgestoßen. Daher zählt er zu den Fahrzeugen mit der niedrigsten Emission. Ein Wohnwagen benötigt bei der Herstellung zwar nur rund 5,6 Tonnen CO2, nur mit dem Wohnwagen kommt man aber nicht weit. Ein durchschnittliches Zugfahrzeug schlägt mit 10 Tonnen CO2 zu Buche. Den höchsten CO2 Ausstoß verursachen teilintegrierte Wohnmobile mit 17,8 Tonnen und vollintegrierte Wohnmobile mit 18,6 Tonnen.

Was aber durchaus Sinn macht, ist die Auseinandersetzung mit dem Gebrauchtmarkt. Es gibt die unterschiedlichsten Modelle, zwar nicht zum Schnäppchenpreis, aber günstiger als Neufahrzeuge. Seit dem, unter anderem durch Corona ausgelösten Campingboom, heißt es allerdings schnell sein, da die Fahrzeuge rasch ihren Besitzer wechseln. Außerdem gibt es zahlreiche Anbieter, die Wohnmobile und Caravans vermieten. Das kann ein Händler sein, aber auch eine Plattform für private Vermietungen.

Öko auf Tour

Umso schwerer ein Fahrzeug ist, umso mehr Sprit verbraucht es. Daher ist es sinnvoll, sich vorab folgende Fragen zu stellen:

  • Wie viel Kleidung brauchen wir mit? Können wir unterwegs waschen?
  • Haben wir vor der Weiterreise den Abwassertank entleert? Natürlich ordnungsgemäß und nicht mitten in der Natur!
  • Ist unser Frischwassertank nur so voll wie wir für die Fahrt benötigen? Der Rest kann am nächsten Campingplatz aufgefüllt werden.
  • Haben wir nur die Lebensmittel mit, die zuhause ablaufen würden bzw. die wir für die Anreise benötigen? Der Rest wird vor Ort gekauft.
  • Benötigen wir unsere eigenen Räder oder können wir uns welche ausleihen?
  • Braucht jedes Familienmitglied einen Stuhl oder sitzen unsere Kinder lieber auf den leichten Hockern?
  • Wie viel Gas benötigen wir? Braucht es zwei Flaschen oder genügt eine, auch wenn der Gaskasten genug Stauraum hat?
  • Verwenden wir die schweren Küchengeräte häufig oder reisen sie nur hin und zurück, weil wir dann doch simpler kochen?
  • Benötigen wir all das Werkzeug wirklich oder tut es auch eine abgespeckte Variante?

Außerdem hilft vorausschauendes Fahren, möglichst wenig Bremsen und Beschleunigen, also ein konstantes Tempo halten. Ein optimaler Reifendruck unterstützt zusätzlich.

Als meine Kinder kleiner waren, waren lange Autofahrten sehr anstrengend. Dadurch war unser Radius sowieso begrenzt. Doch auch jetzt reisen wir langsam. Das schont die Umwelt, wir bekommen auch die kleineren, unscheinbaren Dinge mit und kommen gut erholt aus dem Urlaub zurück.

Umweltschonende Campingnächte

Am Urlaubsort angekommen, darf unser Wohnmobil rasten. Ausflüge machen wir möglichst mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Prinzipiell suchen wir aber meist die Campingplätze aus, wo wir direkt vom Campingplatz zum Strand spazieren bzw. beim Campingplatzschranken loswandern können oder uns hauptsächlich am Campingplatz selbst aufhalten.

Wasser marsch!

Auch, wenn der Wasserverbrauch meist im Preis inbegriffen ist, zahlt es sich im Hinblick auf die Umwelt aus, Wasser sparsam zu verwenden. Wir sind vor allem im Sommer sowieso viel im Meer, im Pool oder im See. Da reicht eine rasche Dusche völlig. Beim Geschirrabwaschen macht es Sinn, den Wasserhahn zwischendurch abzudrehen. Ebenso beim Zähneputzen.

Falls du noch mehr Tipps zum Wassersparen suchst, schau gerne bei Claudia und Andreas von 14qm vorbei.

Es werde Licht!

Das Thema Strom ist auf Campingplätzen ein heikles Thema. Die einen wollen nicht ohne Klimaanlage verreisen, die anderen finden, dass Campen ein möglichst naturnaher Urlaub sein soll. Wer Strom einsparen möchte, kann das bei genannter Klimaanlage tun, denn sie gilt als Hauptstromfresser. Aber auch Brettspiele spielen statt fernsehen, Haare lufttrocknen lassen statt föhnen, Geräte vom Standby-Modus abstecken sowie darauf achten, dass die Kühlschranktür ordentlich schließt, reduziert den Stromverbrauch.

Wohin nur mit dem Müll?

Ein, meiner Meinung nach, sehr schwieriger Bereich beim Campen, ist der Müll. Ich finde es zuhause deutlich einfacher, Müll zu trennen bzw. überhaupt zu reduzieren. Das beginnt schon damit, dass wir im Urlaub nicht den Platz für fünf verschiedene Behälter haben. So passiert es schnell, dass Dinge in den Restmüll kommen, die eigentlich zum Bio oder Plastik gehören.

Beim Einkaufen sind Wochenmärkte eine großartige Möglichkeit verpackungsfrei einzukaufen. Es gibt auch sogenannte Zero-Waste-Läden, die einen Einkauf ohne Verpackung ermöglichen. Im Urlaub habe ich so einen Laden allerdings bisher noch nicht genutzt.

Wasser marsch andersrum!

Auf den ersten Blick wäre es das Nachhaltigste, die Ausscheidungen in der Natur zu vergraben. Allerdings dauert es bis zu 4 Monate, bis sich der menschliche Kot zersetzt. Wenn ich an die Massen an Campern denke, graut mir da etwas und das ist wohl nicht der beste Plan. Aktuell ist vermutlich der Großteil der Campingfahrzeuge mit der klassischen Chemie-Toilette unterwegs. Mittlerweile gibt es aber Alternativen. So zum Beispiel die Trockentrenntoilette. Wie der Name schon sagt, werden Kot und Urin voneinander getrennt aufgefangen und getrennt entsorgt. Eine Firma, die in Europa produzieren lässt, ist Trelino.

Gemeinsam klappts!

Es gibt zahlreiche Campingplätze, die sich um Nachhaltigkeit bemühen. Oft lässt sich schon viel anhand der Angaben auf der Website erkennen. Wer sich lieber auf Labels verlassen möchte, kann nach dem österreichischen Umweltzeichen, dem EU-Ecolabel oder der Ecocamping-Auszeichnung Ausschau halten. 5 naturbelassene Campingplätze in Niederösterreich findest du hier. Außerdem habe ich dir einen Überblick über alternative Campingformen in diesem Artikel zusammengefasst.

Die Vorteile beim Campen

Natürlich belastet jegliches Reisen die Umwelt. Doch Campen hat eindeutig ein paar Vorteile:

  • Bettwäsche wird nur gewaschen, wenn nötig und nicht nach 2 Tagen, weil neue Gäste anreisen (das gilt natürlich auch für die Handtücher)
  • wir kochen nur die Menge, die wir auch essen – das steht im krassen Gegensatz zu All-Inclusive Hotels, die zu jeder Zeit ein volles Buffett präsentieren (solltest du auf der Suche nach einem simplen Essensplan für den Campingurlaub sein, wirst du hier fündig)
  • Campen lässt sich super mit umweltfreundlichen Aktivitäten wie Wandern oder Schwimmen im See verbinden
  • da Campingplätze in der Regel einen natürlichen Boden aufweisen, ist es nicht nötig eine große Fläche zu versiegeln
  • beim langsamen Reisen lässt sich Land und Leute behutsamer kennenlernen – im Gegensatz zu einer geführten Reise, wo die die bekanntesten Sehenswürdigkeiten am Programm stehen und der Massentourismus negative Auswirkungen hat
  • Zeltcamper können ihren Campingurlaub mit einer Bahnreise verbinden

Wie gestaltest du deinen Urlaub, damit er möglichst umweltfreundlich wird? Lass es mich wissen! Ich freue mich, wenn ich etwas dazu lernen kann!

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